Unterwegs im Verwall
Im August 2007 haben wir uns die Verwallrunde vorgenommen. Beginnen wollen wir mit dem Aufstieg zur Edmund-Graf-Hütte (2375 m) und am nächsten Tag dann den Hohen Riffler (3168 m) erklimmen. Am 17.08. treffen wir uns in Ötztalbahnhof. Genauer gesagt steige ich in den ICE Richtung Bludenz in dem Barbara bereits sitzt, da sie von München anreist. In Landeck steigen wir aus dem Zug und direkt am Bahnhof um in den Bus Richtung St. Anton. In Pettneu steigen wir aus. Es ist kurz vor 12. Da haben wir Glück und können gerade noch in der Touristeninformation eine gute Wanderkarte von der Gegend erstehen bevor die Mittagspause beginnt.
Das Wetter ist eher durchwachsen um nicht zu sagen es sieht schwer nach Regen aus. Trotzdem treten wir sofort den Aufstieg zur Edmund-Graf-Hütte an. Zunächst geht es auf breitem Fahrweg entlang des Malfonbaches in sanfter Steigung stetig bergauf. Der Weg führt uns durch üppigen Bergwald, dessen Boden mit vielen bunten Blumen übersät ist. Das erste Etappenziel ist die Malfonalpe. Hier kehren wir mit einigen anderen Wanderern ein und verzehren eine leckere Nudelsuppe mit Würstchen und trinken ein kühles Bier. Zu allererst gibt es aber ein Glas frische Milch. Da die Alm sehr voll ist, kriegen wir einen Platz in der warmen Küche angewiesen, was uns sehr recht ist, denn draußen wird es immer frischer und vor allem feuchter. Nachdem wir einigermaßen aufgewärmt sind, geht es weiter bis ans Ende des Fahrwegs. Ab hier gehen wir auf schmalem Steig steiler hinauf. Irgendwie müssen ja die 1100 Höhenmeter bewältigt werden. Da es immerwieder anfängt zu regnen halten wir uns nicht mit weiteren Pausen auf und erreichen bald die Hütte, vor deren Eingang man von unmengen Eisenhutblüten empfangen wird. Wir lassen uns ein 2-Bettzimmer zuweisen und wärmen uns erst mal in der Gaststube auf. Kurz vor dem Abendessen werden wir Zeuge eines hier oft wiederkehrenden Spektakels: das örtlich ansäßige Steinbockrudel sammelt sich auf dem nahe gelegenen Felsen zum Bergsteigergucken. Die Folge davon ist, das alle im Gastraum ihre Plätze verlassen und nach draußen eilen um die Steinböcke hautnah mitzuerleben. Laut Hüttenwirt ist das ein allabendlich wiederkehrendes Schauspiel. Nach gutem und üppigem Abendessen und noch dem einen oder anderen Glas Rotwein begeben wir uns in unser Zimmerchen zur Nachtruhe, denn morgen soll ja der Hohe Riffler bestiegen werden und da wollen wir gut ausgeruht sein.

Auf dem Hohen Riffler im Sommer 2007.
Heute heißt es früh aufstehen, denn wir wollen ja auf den Gipfel. Da sind wir nicht die einzigen, denn die Hütte ist rappel voll. Entsprechend munter geht es auch beim Frühstück zu. Vor uns bricht eine große Wandergruppe auf. Die sind allerdings schon über eine Stunde unterwegs, bevor wir uns auf den Weg machen. Die erste Dreiviertelstunde wandern wir im Schatten, denn die Sonne steht noch nicht hoch genug. Zunächst ist der Weg ganz angenehm aber das ändert sich bald, denn nun wechseln wir in das Schuttfeld unterhalb des Blankahorns (3129 m). Es ist ein steiles Geröllfeld mit mehr oder weniger großen Gesteinsblöcken dazwischen, das durchstiegen werden muss. Nach ca. 500 hm erreicht man dann den oberen Rand des Pettneuer Ferners und kann einen herrlichen Blick auf die Lechtaler Alpen werfen. Von hier ab ist es nicht mehr weit bis zum Gipfel. Als wir hier einen warmen Tee trinken, kommt uns die Wandergruppe vom Gipfel entgegen. Das heißt für uns wir haben den Gipfel für uns alleine. Das hätten wir nicht erwartet. Den Sprung über den Felsspalt zum Gipfelkreuz überlassen wir anderen, die sich noch beweisen müssen. Wir genießen die Aussicht über die wallenden Wolkenmassen im Tal. Aus diesem weißen Meer ragen die Berggipfel wie Erscheinungen in den blaßblauen Himmel. Nach relativ kurzer Gipfelrast (es ist doch recht kühl hier oben) steigen wir ab. Auf dem Rückweg begegnen uns wieder viele Wanderer, die den Gipfel erreichen wollen. Die Bergeinsamkeit, die wir genießen durften, werden sie wohl nicht erleben können. Nach dem wir das steile Geröllfeld hinter uns gelassen haben, setzen wir uns auf die sanften Almwiesen und beobachten die Wanderer, die an uns Richtung Gipfel vorbeiziehen. Dabei lassen wir uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Erst am späten Nachmittag treten wir den Rückweg zur Hütte an. Ein herrlicher Tag neigt sich dem Ende und wir sind Glücklich.
Am nächsten Morgen setzen wir unsere Wanderung auf
dem Rifflerweg in Richtung Niederelbehütte (2300 m) fort. Zunächst
müssen wir über das Schmalzgrubenjoch (2697 m) ins Patznauntal wechseln. Am Wege
liegen malerisch die Schmalzgrubenseen. Mal abgesehen von
den Steinböcken am Abend konnten wir am frühen Morgen
Schneehühner bei der Nahrungssuche beobachten.
Die Vegetation hält auch hier so manche Überaschung
für uns bereit: herrliche Teufelskrallen, Glockenblumen und
Enzian.
Das Wetter ist durchwachsen und man weiß nicht so genau ob es
nun regnen wird oder nicht. Im Paznauntal gelangen wir kurz unter dem
Joch auf einen breiten Fahrweg, dem wir eine Weile folgen, bis wir auf
den Kieler Weg gelangen,
der uns am Alplift vorbei zur Oberen Seßladalpe bringt.
Zwischendurch machen wir noch eine Pause. Während wir unser
Mittagsmahl einnehmen zieht am gegenüberliegenden Bergmassiv
ein Gewitter auf, das sich mit heftigem Regen,
Blitz und Donner dort drüben niedergeht. Wir bleiben im
Trockenen und setzen unseren Weg über grüne Almmatten
fort. Nach der Oberen Seßladalpe führt der Weg durch
üppige Heidekrautfelder, die in den verschiedensten
Lilatönen blühen. Leider sind alle Fotos die ich nach
Überschreiten des Scmalzgrubenjochs geknippst habe, Opfer
meiner korrupten Speicherkarte geworden. Also haben wir die
wunderschönen Bilder nur in unseren Herzen ...
Auf der Niederelbehütte.
Morgen ist heute und es regnet. Es ist kalt. Die Wolken hängen bis ins Tal. Der Wetterbericht verspricht keine Besserung in den nächsten Tagen. Irgendwie kennen wir das ja schon. Das ist unser Wetterglück beim Wandern. Wir lassen uns ewig Zeit beim Frühstück aber draußen wird's nicht besser. Also beschließen wir den Abstieg nach Kappl. So gehen wir zurück auf dem Kieler Weg bis zur Diasalpe. Zwar hat es aufgehört zu regnen aber die Nebelschwaden ziehen immernoch über die feuchten Almwiesen. Auf der Diasalpe nehmen wir eine Jause ein und dann setzten wir unseren Weg fort durch die bizarre Häßlichkeit des kappler Skigebiets. Pisten mit wenig Vegetation werden eingerahmt von unzähligen Schneekanonen. Etwas unterhalb der Diasbahn-Bergstation kommt man auf dem Wanderweg wieder in den Wald. Hier weht ein mildes Lüftchen und die Sonne schaut auch ab und zu ein bischen heraus. Die Hänge des Paznauntals sind hier sehr steil, sodas man rasch an Höhe verliert. In Kappl angekommen haben wir noch etwas Zeit bis unser Bus nach Landeck kommt. Wir nutzen die Zeit um im Hotel Christoperus einen Capuccino zu trinken und ein leckeres Stück Kuchen zu essen. Das Christopherus ist ein 4-Sterne-Hotel in dem man auf das Freundlichste empfangen wird. Sollte ich mal in Kappl übernachten, werde ich hier einkehren. Mit dem Sonnenschein ist es auch schon wieder vorbei und auf der Fahrt nach Landeck fällt auch schon wieder Regen. In Landeck geht es mit dem Zug weiter. In Ötztalbahnhof trennen sich unsere Wege denn Barbara fährt zurück nach München und ich bleibe noch ein paar Tage in Rietz . Trotz des Wetters war es eine schöne Tour nur viel zu kurz. Wir sollten die Verwallrunde in einem anderen Sommer nochmal in Angriff nehmen.