26. April 2020

Spendenaktion für Erdbebenopfer in Nepal Juni 2015

geht nicht


Kurz nach dem verheerenden ersten Erdbeben in Nepal haben Kollegen mich gefragt bei welcher Organisation man denn sicher sein kann das auch das gespendete Geld zu 100 Prozent den Erdbebenopfer zu Gute kommt. Da ich keine verlässliche Antwort hatte, kam die Idee auf, mir das Geld mitzugeben, wenn ich das nächste Mal nach Nepal reise, damit ich es dort an Bedürftige verteilen kann. Die aktuelle Reise war für den 12. Juni geplant. Viele Freunde und Kollegen haben mir Geld überwiesen damit wir gemeinsam ein wenig Hilfe nach Nepal bringen können. Bei der Sammelaktion sind knapp 4500 Euro zusammengekommen von ca. 70 Spendern.
Vielen Dank nochmal an alle!!!
Davon konnte ich 70 Familien im Dorf Hile nahe Jiri in Ostnepal helfen. Darüberhinaus haben wir 4 Familien aus Kathmandu, Pokhara und Nahe Lukla finanziell unterstützt. Bei allen wurde deutlich das es nicht nur um die materielle Hilfe geht, sondern das die Menschen durch die Aktion vor allem mentale Unterstützng erfahren haben. Ein Hoffnungsschimmer und die Idee das sie mit ihren Problemen nicht alleingelassen werden. Hinter jedem Foto im Text steckt eine kleine Bildershow. Ihr müsst nur auf das jeweilige Bild klicken.



Zunächst haben wir den größten Teil des Geldes an Sonam Sherpa übergeben, der aus Hile stammt.
An dieser Stelle möchte ich mich für die professionelle Organisation der Aktion durch ihn und seine Helfer bedanken. Ohne sie hätten wir das alles nicht geschafft. Er kümmerte sich um den Kauf der Nahrungsmittel (Reis, Linsen, Öl, Salz, Zucker und Kekse) und den Transport nach Hile. Am 13. Juni ist er und Sangye Sherpa mit den Waren nach Hile gefahren. Wir sind dann am 14. Juni um 6:30 in Kathmandu gestartet und dem Transport gefolgt. Die Fahrt dauert 7 Stunden obwohl nur ca. 180 km bewältigt werden müssen, denn die Straße ist schmal und in keinem guten Zusand. Nach stundenlangem Geschuckel sind wir dann am Ziel angekommen. Schon am Dorfeingang wurde klar, dass hier einige Häser völlig zerstört sind. Allerdings gibt es hier im Dorf auch etliche Häuser, denen man die Schäden auf den ersten Blick gar nicht ansieht. Aber sie sind höchst instabil und dürfen nicht mehr betreten werden. Die Dorfbewohner haben sich aus Wellblech Hütten gebaut in denen sie nun wohnen bis die Häser abgerissen werden und sie sich wieder ein neues Heim bauen können. Mit dem Abriß wird es allerdings noch einige Monate dauern, da es immernoch fast jeden Tag leichte Nachbeben gibt.
Nach der Ankunft sind wir auf den großen Dorfplatz gegangen. Dort war eine Plane ausgebreitet, auf der lagen die Hilfsgüter in 70 gleiche Pakete aufgeteilt. Jede Familie erhielt Nahrungsmittel im Wert von ca. 37 Euro. Das reicht den Familien für ca. 1 Monat weiter. An der Reaktion der Menschen wurde klar, das es eine gute Sache ist die Hilfsgüter in das Dorf zu bringen. Sonam hat eine Familie nach der anderen aufgerufen und ich habe ihnen die Hilfsgüter überreicht

Khawa

Die Hilfsgüter auf dem Dorfplatz in Hile.

Nach erfolgreicher Spendenverteilung sind wir zur örtlichen Schule gelaufen. Hier hat das Erdbeben eines der drei Schulgebäude zerstört. Hier wollen wir für den Wiederaufbau des Gebäudes Geld an die Direktorin der Schule übergeben. Bei unserer Ankunft umringen uns viele der 55 Schulkinder die hier jeden Tag lernen. Es ist eine Grundschule (Klasse 1-5). Wir machen viele Fotos und kurz nach unserer Ankunft geht ein kräftiger Monsunregen nieder und wir müssen uns erstmal alle unterstellen. Da habe wir viel Glück gehabt, denn wärend der Spendenverteilung auf dem Dorfplatz schien die ganze Zeit die Sonne.
Schule

Das zerstörte Schulhaus in Hile.

Nachdem der Regen etwas nachgelassen hat, sind wir zurück zum örtlichen Laden gelaufen und haben uns erst einmal ein Glas Raksi (nepalesischer Reisschnaps) schmecken lassen, um die erfolgreiche Durchführung der Aktion zu feiern. Später sind wir dann auf einem schlüpfrigen Pfad zu Sonams Haus abgestiegen und dort haben wir in der Küche der Familie weitergefeiert. Das war ein sehr lustiger Abend, denn Nepalesen sind sehr gastfreundlich und verwöhnen ihre Gäste nach allen Regeln der Kunst. Wir haben die leckersten Snacks zum Bier gereicht bekommen und am Ende gab es natürlich Dalbhat.
Feier

Sonam Sherpa mit seiner Großmutter im örtlichen Laden bei einem Glas Raksi.

Am nächsten Tag sind wir dann mit dem Bus nach Jiri gefahren. Der ehemalige Endpunkt der Straße von Kathmandu. Richtung Everest Gebiet. heute kann man auf der Straße bis Shivalaya fahren. Für Trekkingtouristen ist Jiri der Ausgangspunkt für die Tour von Jiri nach Lukla wenn man den Flug zu einem der gefährlichsten Flughäfen scheut. Von Lukla kann man dann das Everest Basecamp besuchen oder sich den Sagarmata vom Kala Pattar aus ansehen. Bei meiner ersten Reise 2009 sind wir auch in Jiri gestartet und haben in einer der nun zerstörten Lodges eine Nudelsuppe gegessen bevor wir am Nachmittag nach Shivalaya aufgebrochen sind. Wie man auf den Bildern sieht ist in Jiri die Zerstörung groß.
Jiri

Zerstörte Lodge in Jiri.

Nach unserem Besuch in Hile sind wir zurück nach Kathmandu gefahren, genauer nach Bhaktapur. Bhaktapur ist die kleinste der 3 Königsstädte des Kathmandutals und steht seit 1979 auf der Liste der UNESCO der Weltkulturerbe. Hier ist die Zerstörung auch groß. Allerdings sind die Aufräumarbeiten in vollem Gange und der Wiederaufbau der Tempel ist nur eine Frage der Zeit.
Kathmandu scheint auf den ersten Blick zwei Monate nach den Erdbeben kaum verändert, wenn man mal von den vielen Zelten auf den Plätzen und in den Parks absieht, in denen die Menschen leben, deren Wohnungen oder Häuser instabil sind oder völlig zerstört wurden. Die Sanierung der unbrauchbaren Häuser oder deren Neubau ist eine langwierige Angelegenheit. Das bedeutet für die Betroffenen campen auf ungewisse Zeit.
In Pokhara sind keine Schäden festzustellen. Hier ist alles wie immer. Nur die Touristen fehlen.
Bhaktapur

Blick über Bhaktapur von der Dachterrasse des Hotels.

In der nepalesichen Hauptstadt konnten wir durch das gesammelte Geld der Familie von Ganga Lama helfen. Sie verkaufte Schmuck auf den 365 Stufen zum Swayambunath-Tempel. Ihr kleines Holzhaus am Rande des Talkessels Kathmandus an einem steilen Hang gelegen ist völlig zerstört worden. Glücklicherweise blieben sowohl ihre beiden Söhne als auch ihr Mann unverletzt. Ram Bahadur arbeitet als Träger vor allem im Everestgebiet. Sein Haus ist durch das zweite Beben zerstört worden. Nun lebt er wie Ganga mit seiner Familie (Frau, Sohn und Tochter) im Zelt und muss versuchen sein Haus wieder aufzubauen. Das ist schwierig, denn er ist solange arbeitslos, bis die Trekkingtouristen zurückkehren nach Nepal und er wieder Geld verdienen kann. Im Annapurnagebiet haben wir die 5-köpfige Familie von Bhakta Pun unterstützt. Er wohnt in Paudwar und arbeitet in Khopra, einer Lodge auf 3660 m Höhe mit herrlichen Blick auf Annapurna Süd und Dhaulagiri. Momentan ist auch er arbeitslos, denn es kommt kein Trekkingtourist. Chandra Thapa hat etwas finanzielle Unterstützung erhalten um einige Wellbleche zu kaufen, mit denen er seiner Familie eine behelfsmäßige Unterkunft bauen kann. Auch er lebt vom Tourismus und hat momentan kein Einkommen.
Familien

Ram Bahadur mit seinem Cousin in Kathmandu.

Nach der Verteilung der Spenden habe ich den Rest der drei Wochen einen herrlichen Urlaub in Nepal verbracht. Ich habe mit vielen Menschen gesprochen. Einige konnten über ihre traumatischen Erlebnisse sprechen andere konnten bis jetzt nur von den Folgen erzählen.
Aber eigentlich bestätigten mir alle, dass es für das Land und die Leute nun das Wichtigste ist, das die Touristen in der nächsten Saison wiederkehren und so das Land unterstützen. In den vergangenen 3 Wochen gab es für mich keine Probleme. Hotels und Restaurants sind geöffnet. Die Busse fahren, die Inlandsflüge bringen die Menschen von A nach B so das Wetter es zulässt und alle empfangen den Gast mit offenen Armen, weil ihre Zeit des Nichtstuns für kurze Zeit vorbei ist. Mit einem Wort, ich habe nur positive Erfahrungen gemacht in Nepal und ich würde lieber heute als morgen wieder reisen. Natürlich gibt es Sachzwänge und deshalb wird meine nächste Reise vermutlich erst im Dezember stattfinden.
Da die negativen Folgen der Erdbeben für Nepal noch lange nicht überwunden sind, plane ich für diese Reise eine weitere Hilfsaktion und rechne natürlich fest auf eure Unterstützung.
Pokhara

Sonnenuntergang am Phewasee, Pokhara.