11. Tag Schlanders - Stallwieser Hof

Stallwieser Hof 0039/473/744552

↑ 1800 hm ↓ 600 hm 8,5 h

Anscheinend hat es nachts geregnet aber davon habe ich nichts mitbekommen. Nur die nassen Straßen zeugen noch davon. Früh um 7.30 Uhr scheint wieder die Sonne und es ist bereits ordentlich warm. Nach großzügigem Frühstück (mit Nutella!) verlasse ich um 9 Uhr das Hotel zum goldenen Löwen und mache mich entlang der Apfelplantagen auf nach Göflan. Das liegt am Südhang des Tales.

Apfelplantagen

Apfelplantagen soweit das Auge reicht.

Von dort aus geht es den Hang hinauf zum Kreuzjöchl. Nachdem man eine halbe Stunde der Straße folgen muss, zweigt der Weg Nummer 1 ab in den Wald. Es wird steiler und man quert ab und zu die Asphaltstraße. Auf 1000 m bin ich dann erstmal in den falschen Weg eingebogen und wurde am Vollmarthof von den freundlichen Bewohnern mit den Worten empfangen: "Na wo soll's denn hingehen?". Da liegt der Gedanke nahe, das man sich verlaufen hat. Und richtig: zurück zum letzten Abzweig.

Vollmart

Auf dem Holzweg nach Vollmart.

Der Weg verlangt einiges Gespür, denn die Markierung ist recht Lückenhaft. Bis auf den einen Fehlweg komme ich aber gut durch, vorbei an Sommerhäuschen, verlassenen Bergbauernhöfen und Gärten mit herrlichen Blumen. Es ist ordentlich heiß und dementsprechend ist der Getränkeverbrauch. Über den Brunnen an einem alten Gehöft bin ich heilfroh. Hier kann ich meine Flasche auffüllen.

Gehöfte

Gehöfte auf dem Weg zum Kreuzjöchl.

Am Weiler Haselhof (1550 m) mache ich Mittagspause. Das Wetter ist noch immer schön nur an den hohen Bergen bilden sich Quellwolken. Ein Blick zurück zum Taschenjoch zeigt mir, das heute die Aussicht sehr zu wünschen übrig ließe.

Taschenjoch

Blick zurück zum Tschenjöchel.

Zur Stärkung gibt's Frittatensuppe und einen großen Radler. Nach kurzer Rast mache ich wieder auf den Weg. Nun führt der Weg durch üppige Bergwälder die mich an die vertrauten Wälder im Inntal erinnern. Kurz oberhalb von Haselhof beginnt es aus den Quellwolken zu regnen. Überhaupt sehen die immer dunkelgrauer aus. Ich habe aber keine Wahl: über das Joch muss ich. Außer einem leichten Sprühregen passiert aber zunächst nichts. Am Kreuzjöchl (2050 m) gibt es keine Aussicht, denn die Bäume stehen hier zu dicht. Die Baumgrenze verläuft auf 2200 m. Auf dem Joch treffe ich drei deutsche Bergsteiger, die hier eine Jause zu sich nehmen.

Am Brunnen

Zu diesem Zeitpunkt war ich noch recht motiviert.

Nun muss ich mich entscheiden. Wähle ich den Marteller Höhenweg oder steige ich nach Martell ab und wandere durch den Wald nach Stallwies. Auf dem Höhenweg steigt man noch zur Göflaner Scharte auf und quert dann an der Flanke der Weisswand und der Laaser Spitze hinüber zum Stallwieser Hof. Da an der Göflaner Scharte eine dicke dunkle Wolke hängt, entscheide ich mich für die zweite Variante. Also geht es jetzt erstmal 600 hm steil bergab durch wunderschöne Trockenwiesen mit vielen verschiedenen Blumen. Ab und zu darf man einen Blick auf Martell und die umliegenden 3000er werfen.

Martell

Im engen Martelltal.

Nun geht es weiter auf Weg Nummer 19 stetig etwas bergauf dem Ziel entgegen. Über Saugwies,Ennethal und Bärenplatt über herrliche Wiesenwege, durch verwunschene Wälder und immer weiter bergauf.

Wiesenweg

Auf herrlichen Wiesenwegen geht es dahin.

Ich treffe, bis auf eine italienische Familie, niemanden. Irgendwann ist man wieder auf 2050 m. Auf dieser Höhe war ich heute doch schon mal. Nun ist's aber wirklich genug. Noch immer ist das Ende des Weges nicht in Sicht.

Bizarre Berge

Je weiter man ins Martelltal vordringt um so bizarrer werden die Berge.

Unbedingt muss nun eine Pause her sonst gehe ich keinen Schritt mehr weiter. Natürlich stellt sich im Laufe des Nachmittgas heraus, das ich auch über die Göflaner Scharte hätte gehen können. Die Wolken sind verschwunden und so habe ich die Almwiesen verpasst, auf denen die Kühe (angeblich) Edelweis fressen. Die Weisswand trägt ihren Namen nach dem Gestein: Marmor das auch für den Bau des Weißen Hauses Verwendung fand. Also beste Wachstumdbedingungen für die Alpenblume. Sich über Fehlentscheidungen zu grämen bringt nichts. Also weiter: noch einen Kilometer durch den Wald (ausnahmsweise mal bergab) und dann stehe ich am Rand der Wiese die den Stallwieser Hof umgibt. Groß ist die Erleichterung das ich nun am Ziel bin. Hinzu kommt die Freude beim Anblick dieses wunderschönen Ortes.

Stallwieser Hof

Meine Bleibe für die nächsten 3 Tage: der Stallwieser Hof.

Ein uriger Hof umgeben von Weide und Wald. Ein kleiner Streichelzoo gehört auch dazu. Hier können Pony, Esel, Ziege und Schaf beobachtet werden. Kaninchen und Forellenteich sind auch dabei. Dieser Ort ist ein Ferienparadies für alle. Nun erstmal wieder die übliche Prozedur: duschen, Klamotten waschen danach einen Radler mit Gletscherblick genießen. Von den im Garten aufgestellten Liegestühlen hat man beste Sicht auf die am Talschluss liegenden 3000er wie Veneziaspitzen und meinen alpinen Höhepunkt der Tour: die Zufallspitze.

Zufallspitze

Abendlicher Ausblick vom Liegestuhl vor dem Stallwieser Hof.

Gegen 19 Uhr erklingt ein lauter Gong und alle Gäste werden zum Essen gerufen. Ich teile den Abendbrotstisch mit einer vierköpfigen Reisegruppe aus einem bayerischen Dorf, die jeden Abend Schafkopf spielt. Das Essen ist großartig! Vier Gänge die wirklich lecker sind. Am Abend telefoniere ich noch mit Georg, dem Bergführer mit dem ich die Tour auf die Zufallspitze machen will. Das Wetter ist in den nächsten Tagen nicht geeignet für solche Hochtouren. Da Ausläufer einer Kaltfront Südtirol überqueren ist frühestens in 3 Tagen (am Sonntag) mit Kaiserwetter zu rechnen. Gerne bleibe ich noch länger in Stallwies und erkunde in den nächsten Tagen die Gegend.